Jonas Hellekamp gewinnt doppelten Preis bei Jugend forscht

Jonas Hellekamp gewinnt doppelten Preis bei Jugend forscht

Eine selbst desinfizierende Türklinke? – Jonas Hellekamp hatte schon vor Corona eine sprühende Idee

 

Alles fing an mit einer Ideensammlung in der jahrgangsstufenübergreifenden AG „Jugend forscht“, in welcher sich fünf besonders MINT-interessierte SchülerInnen des Petrinum Gedanken über mögliche Forschungsprojekte machten. Jonas Ben Hellekamp ließ sich vor zweieinhalb Jahren von einer ganz alltäglichen Beobachtung inspirieren: wie viele Menschen täglich, zuweilen im Sekundentakt, ein und dieselbe Türklinke anfassen. „Ein optimaler Transportweg für Krankheitserreger wie Bakterien und Viren jeglicher Art“, dachte sich der damalige Achtklässler. „Ließe sich das nicht irgendwie verhindern?“

Zunächst einmal zeigte er in einem Experiment, welche Mikroorganismen sich tatsächlich an der Türklinke eines ganz normalen Klassenraumes nachweisen lassen. Mit Abklatschproben, die auf einen Nährboden in Petrischalen aufgebracht wurden, konnte er schon nach wenigen Tagen das Wachstum diverser Viren und Bakterien nachweisen.

„Wie könnte man hier“, so war Jonas‘ zweite Überlegung, „ zur Minimierung des Risikos von Krankheitsübertragung, wie z.B. Grippe, beitragen?“ Die Vorstellung, dass wir uns alle routinemäßig in regelmäßigen Abständen die Hände desinfizieren, wäre nicht nur ihm vor zwei Jahre absurd vorgekommen. Außerdem ziemlich umständlich. Warum eigentlich nicht etwas viel Praktischeres einsetzen wie eine selbst desinfizierende Türklinke?

„Zuerst habe ich überlegt“, so der heutige Zehntklässler, „das Problem mechanisch zu lösen, so dass beispielsweise durch das Herunterdrücken der Klinke ein Sprühmechanismus aktiviert würde.“ Was aber, wenn die Tür nur einen Griff und gar keine Klinke hat? Und außerdem sollen ja nicht die Hände besprüht werden, sondern der Griff. Also versuchte er, einen elektronischen Sensormodus zu entwickeln, der erkennt, wann eine Hand die betreffende Stelle berührt, und dann mit leichter Verzögerung den Sprühnebel auslöst, welcher die Klinke oder den Griff desinfiziert. Jetzt nahm das Projekt so richtig Fahrt auf. Denn Jonas ist auch leidenschaftlicher Informatiker, der sich nicht nur in den AG-Stunden, sondern auch zu Hause an den Rechner setzte und seitenlange Programme mit komplexen Verknüpfungen schrieb, bis alles passte. Die Apparatur hat nun zwei Möglichkeiten: neben dem Sensormodus lässt sich auch ein Intervallmodus einstellen, der beispielsweise alle zehn Minuten eine automatische Desinfektion bewirkt, egal wie viele Hände die Klinke berührt haben. (Letzteres könnte bei stark frequentierten Türen wie der Schuleingangstür sehr praktisch sein.) Daneben gibt es noch einen Füllstandsensor (ähnlich wie bei Kaffeevollautomaten) mit Funksignal, bei dem z.B. der Hausmeister automatisch eine SMS auf sein Handy erhalten könnte, sobald das Desinfektionsmittel in einer bestimmten Tür leer ist.

2019 bewarb er sich dann, unterstützt von der Projektkoordinatorin und Mathematik- und Chemielehrerin Juliane Schlechter, für den Regionalwettbewerb Jugend forscht. Wie vorausschauend seine Idee war, konnte er damals jenseits jeglicher Corona-Auswirkungen noch nicht ahnen. Auch so überzeugte seine Erfindung allerdings die Jury und er gewann Anfang 2020 bereits einen ersten Preis, welcher in Marl im Feierabendhaus verliehen wurde. Eigentlich werden die Gewinner direkt für die nächste Stufe des Landeswettbewerbs nominiert, allerdings musste dieser nur wenige Monate später pandemiebedingt entfallen.

Heute, ein Jahr später und um viele leidvolle Pandemie-Erfahrungen reicher, erscheint uns Jonas‘ Erfindung noch in einem ganz anderen Licht. Die Zwischenzeit hat er nicht ungenutzt verstreichen lassen, sondern seine Erfindung noch weiter optimiert: durch eine Schlauchführung, eine Sprühdüse aus Messing statt zuvor aus Kunststoff und durch die Programmierung eines Reparaturmodus. Am vergangenen Freitag, dem 26. Februar, fand erneut die Preisverleihung im Regionalwettbewerb statt, diesmal per Videokonferenz, und auch in diesem Jahr konnte sich Jonas Hellekamp souverän gegen die Konkurrenz durchsetzen. Er gewann wiederum einen ersten Preis, mit dem er diesmal am hoffentlich in diesem Jahr trotz Corona stattfindenden Landeswettbewerb teilnehmen kann. Zudem wurde ihm noch der Preis „plus MINT“ verliehen. Juliane Schlechter und Cornelius Halsbenning, der Chemie und Politik unterrichtet und seine Kollegin bei der AG Jugend forscht unterstützt, haben die Genese dieses besonderen Forschungsprojekts über zwei Jahre verfolgt und sind zu Recht sehr stolz auf ihren Schüler. „Jonas hat nicht nur eine hellsichtige Idee gehabt, sondern sie auch mit Inspiration in die Tat umgesetzt und mit großer Beharrlichkeit verfolgt. Er hat die beiden Preise absolut verdient“, sagen die beiden.

So sehr wir uns wünschen, die Coronapandemie bald hinter uns zu lassen und wieder unseren gewohnten Aktivitäten uneingeschränkt nachgehen zu können, so klar sind wir uns darüber, dass es immer wieder Grippewellen und Ähnliches geben wird. Eine solche Hellekamp’sche Tür könnte also durchaus einen Absatzmarkt finden. Angesichts der ständigen nervigen Desinfektionsmaßnahmen würde manch einer sich wünschen, er hätte bereits eine solche Klinkenapparatur eingebaut. Noch werden sie nicht in Serie produziert, aber wer weiß, vielleicht gibt’s ja die selbst desinfizierende Türklinke demnächst im Baumarkt? 😊