Petrinum-Schüler diskutieren über Bürgerbeteiligung in der Politik

Petrinum-Schüler diskutieren über Bürgerbeteiligung in der Politik

Ehemalige kommen mit Oberstufenschülern ins Gespräch

Jugendliche stehen in dem Ruf, politisch wenig aktiv und in Sachen Bürgerengagement desinteressiert zu sein. Statistiken und Befragungen scheinen das zu belegen.

Am vergangenen Donnerstag zeigte sich, dass dieser Ruf am Gymnasium Petrinum in dieser pauschalen Art und Weise nicht bestätigt werden kann. Die Schule hatte zu einer Expertendiskussion zum Thema „Bürgerbeteiligung in der Politik“ mit anschließendem Austausch und zweitem Frühstück eingeladen, dem sogenannten Q-Frühstück – wobei „Q“ nicht nur für die Jahrgangsstufen der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe steht, sondern auch für „quaestiones“ (lat. für Befragung, Untersuchung zu einem bestimmten Thema). Dazu hatten sich drei Experten und Ehemalige des Petrinum, nämlich der Bürgermeister Tobias Stockhoff, der Fraktionsvorsitzende der Dorstener SPD Friedhelm Fragemann und Uwe Kähler, der Initiator der Bürgerbefragung gegen den Neubau des Kreishauses, bereit erklärt Rede und Antwort zu stehen.

Das Q-Frühstück knüpft an zwei ältere Traditionen der Schule an, zum einen an das Patronatsfest der Franziskaner, welche die Petrinum-Schüler einmal im Jahr zum Fest des Heiligen Franz von Assisi ins Kloster einzuladen pflegten, zum anderen an das daran angelehnte „Oberstufenfrühstück“, das in den 90er-Jahren mehrfach stattfand. So entstand die Idee, bei einer solchen Gelegenheit Ehemalige des Petrinum mit den aktuellen Schülern der Jahrgangsstufe Q 2 und  Lehrern  des Faches Sozialwissenschaften in Kontakt zu bringen und so den Austausch zu aktuellen politischen Themen zu fördern.

Alle drei Referenten hielten sich nicht lange mit theoretischen Ausführungen auf, sondern füllten die Debatte schnell mit anschaulichen persönlichen Erfahrungen, was Uwe Kähler naturgemäß mit dem aktuellen Beispiel des gestoppten Kreishausneubaus leicht fiel. So erfuhren die Schüler interessante Details aus dem Befragungszeitraum, beispielsweise welchen Spielraum Gutachter bei der Einschätzung der veranschlagten Kosten haben oder welche Rolle gutes Wetter für die Beteiligung spielen kann. Sein Fazit: „Viele können gemeinsam eben viel bewirken. Alleine kann man sich nur still vor sich hin ärgern.“

Auf die konkrete Frage nach der Politikverdrossenheit der Jugendlichen gab der ehemalige Sowi-Lehrer Fragemann zu, es sei in den vergangenen Jahren zu viel „Beschwichtigungspolitik“ betrieben worden und dabei zu wenig konkrete Probleme der Jugendlichen in den Schulen in den Blick genommen worden, wie die personelle und digitale Ausstattung. „Das deutsche Bildungssystem hinkt hinterher.“

Bürgermeister Stockhoff legte den Jugendlichen eindringlich ans Herz, sich persönlich zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen, und lobte ausdrücklich seine damaligen Lehrer, die ihn darin immer ermutigt hätten. Damit, dass sich viele, nicht nur jugendliche, Bürger mit dem ewig wohlfeilen „Die Politiker müssten mal …“ zufrieden geben, mag er sich nicht abfinden. Seinem Appell für mehr Eigeninitiative fügte Kähler mit einem Zitat von Jürgen Becker hinzu, die Einstellung müsse mehr „müsst-isch“ werden. „Man muss schon bei sich selbst anfangen. Engagement lohnt sich.“

Die motivierten Schüler nutzten denn auch die Gelegenheit, kritische Fragen zu stellen, mit den Experten ins Gespräch zu kommen und beim anschließenden Frühstücks-Buffet weiter zu plaudern.