Aus Hänselei wird Mobbing

Aus Hänselei wird Mobbing

DORSTEN. „Ein Junge in unserer Klasse wurde gehänselt, weil er kein Handy hatte. Das ist ja auch schon Mobbing“, erzählt eine Schülerin der 7. Klasse des Gymnasiums Petrinum, die am Anti-Mobbing-Projekttag teilgenommen hat.
Die Siebtklässler schlüpften beim Anti-Mobbing-Tag in wechselnde Rollen – mal in die des Mobbers, in die des Opfers, des Streitschlichters oder des Mitläufers.privat

Dem gezielten Ausgrenzen und systematischen Fertigmachen geht das theaterpädagogische Team von „Spotlight – Theater gegen Mobbing“ nach. Zum Einstieg wurde vom Profi-Team in der Schulaula ein Theaterstück aufgeführt, das anschließend zur Weiterarbeit in den Klassen einlud. Dort wurde beispielsweise geklärt, was die Schüler unter Mobbing verstehen, wie Mobbing funktioniert und inwieweit sie meinen, dass in der Klasse gemobbt wird.

Die meisten Schüler waren sich anfänglich darüber einig, „dass Mobbing bei uns in der Klasse so gut wie gar nicht vorkommt“, so eine Lehrerin der Jahrgangsstufe – eine Meinung, die sich im Laufe des Projekttages schnell geändert habe. „Denn viele Schüler stellten nach genauerer Beschäftigung mit dem Thema fest, dass sie andere ausgelacht und mitgemobbt hatten.“ Mobbing ist gerade auch an Schulen weit verbreitet. Die Auswirkungen für die Leidtragenden können dabei verheerend sein und reichen von Angstzuständen und psychosomatischen Erkrankungen über einen starken Leistungsabfall und Gefährdung der Versetzung bis hin zum Schulwechsel oder gar Schulabbruch.

Theater engagiert

Aus diesem Anlass wurde das Theater gegen Mobbing mit finanzieller Unterstützung der Pelz-Anfelder-Stiftung für das Gymnasium Petrinum engagiert und stellt einen weiteren Präventiv-Baustein dar, um dem Phänomen Mobbing von vornherein entgegentreten zu können.

Um sich empathisch mit der Mobbing-Situation auseinanderzusetzen, sollten die Siebtklässler, geleitet von den Theaterpädagogen, in wechselnde Rollen schlüpfen: mal in die des Mobbers, in die des Opfers, des Streitschlichters oder des Mitläufers. Durch diese Selbsterfahrung wurde den Schülern bewusst, wie schnell man in die Mobbingfalle gerät und welche gruppendynamischen Prozesse dazu beitragen, dass Mitschüler ausgegrenzt werden. Und plötzlich sei der Klasse bewusst geworden, „dass es sehr wohl Mobbing-Fälle gab“, sagt eine Lehrerin der Jahrgangsstufe. Sei es das Kind, das wegen der uncoolen Turnschuhe ausgelacht, oder der Klassenkamerad, der wegen seiner Zahnspange gehänselt wurde. Nicht selten bleiben die Hänseleien nicht im Klassenraum, sondern werden via Internet über soziale Netzwerke fortgesetzt (Cybermobbing), mit schlimmen Folgen für die Opfer.