Bericht von der Deutschen Schülerakademie

Bericht von der Deutschen Schülerakademie

Tristan Krause, derzeit Schüler der Q2 am Gymnasium Petrinum, hat im Sommer die Deutsche Schülerakademie in Torgelow am See besucht und schildert seine Eindrücke in dem folgenden ausführlichen Bericht.

Foto: Akademieleitung (privat)

Die Akademien sind über das ganze Land verteilt. Dabei findet jede Akademie zu einer anderen Zeit statt, wodurch jeder die Chance zu einer Teilnahme besitzt. In jeder Akademie werden verschiedene Kurse angeboten. Im Vorfeld wird online das Desiderat berücksichtigt. Für eine Teilnahme wird man von seiner Schule vorgeschlagen – in meinem Fall kam die Empfehlung von Dr. Grabert. Auch ohne Vorschlag der Schule ist eine Teilnahme möglich – allerdings unwahrscheinlicher. Der Förderverein des Petrinum hat dankenswerterweise einen Großteil der Teilnahmegebühren gesponsert. Es empfiehlt sich, sich sehr früh zu bewerben, damit man vielleicht noch im nächsten oder übernächsten Jahr genommen wird. Vielleicht kann man auch mehrfach teilnehmen. Alternativ zur Schülerakademie existiert die deutsche Juniorakademie, die gleich abläuft, allerdings ist diese für jüngere Schüler. Bei uns haben auch einige beide Akademieformen besucht.

Das Frühstück begann bei uns um 7:30 und endete um 8:15. Von 8:30 bis 9:00 trafen wir uns im Plenum. Zum Einstieg hatten zum Gesang auch Bewegung. Zum Teil war eine kleine Schultermassage angesagt. Dies hat für gute Stimmung und Zugehörigkeit gesorgt. Zudem wurde organisatorisches, die kursübergreifenden Angebote (KüA) und Nachrichten aus aller Welt besprochen. Nach dem Plenum sind wir zu den Kursen übergegangen. Eine Kaffeepause unterbrach die Zeit bis 13:30. Um 13:45 startete das Mittagessen und die KüA. Für jede Aktivität waren genug Leute anwesend. Um 16:30 wurde Kuchen kredenzt und danach startete der Kurs erneut. Gegen 18:15 war das Abendessen. Die Rasanz nahm allerdings nicht ab, sondern bis 3:00 traf man immer Leute. Chronischer Schlafentzug ist vorprogrammiert, weswegen die Schlaf-KüA während der Mittagszeit sich großer Beliebtheit erfreute.

An unserer Akademie waren sechs verschiedene Kurse, wodurch die Teilnehmer sehr bunt gemischt waren. Der erste Kurs sind die Handlungsreisenden, wo der kürzeste Weg und andere Probleme beim Reisen thematisiert wurden. Der zweite Kurs sind die Kartenmacher. Diese haben verschiedene astronomische Konstellationen durchgenommen. Bei diesen beiden Kursen wurde auch das Programmieren gelehrt. Beim letzten Kurs wurden die Ergebnisse direkt in eine eigene Sternenkarte eingetragen. Die Spieletheoretiker nahmen verschiedene spielerische Probleme durch und zeigten häufig benutzte Ansätze in den Spielen. In meinem Kurs „Talk to me“ wurde die psychologische Kunst der Gesprächsführung thematisiert. Darunter fallen klassische Kommunikationsmodelle, auch die Therapien und Coaching, aber auch Bewerbungsgespräche. In dem Kurs „Ein neuer Staat in Europa“ wurde Torgelownien instituiert. Darunter fiel eine eigene Historie, eine eigene Flagge und Hymne und eine eigene Verfassung. Besonders das Singen der Hymne führte zu einem besseren Gemeinschaftsgefühl. Der letzte Kurs „Ist die Zeit eine Kugel?“ thematisierte die Gleichzeitigkeit in der Musik. Jeder hatte am Ende auch seine eigene Interpretation des Kursnamens. Darunter auch die Theorie, dass die Musik immer wieder verschiedene Epochen durchlebt, in der die Musik eine unterschiedliche Ordnung besitzt. Dies verhält sich wie eine Kugel. Die Kurse führten trotz der unterschiedlichen Interessen zu keiner Isolation und so wurde alles zusammen unternommen.

Die kursübergreifenden Angebote (KüA) sind ein wesentlicher Bestandteil des Tages. Die Angebote hingen an einem zentralen Brett aus, wodurch man immer schauen konnte, was gerade angeboten wurde. Eigentlich alle Aktivitäten wurden im Laufe der Akademie angeboten. Volleyball wurde täglich auf dem Beachvolleyballfeld gespielt. Auf dem Tennisplatz traf man auch immer Leute. Der Tanzsaal und das Fitnessstudio wurden auch häufig benutzt. Jeden Tag wurde im Chor gesungen und im Orchester geprobt. Eine Oper, ein Theater und ein Improtheater waren auch mit von der Partie. Zum Tischtennis, zum Billard und zum Tischkicker waren auch immer genug Leute bereit. Vor dem Gebäude wurde Jonglieren auch immer angeboten. Viele geplante sportliche Aktivitäten waren auch so gut besetzt, dass fast die ganze Akademie anwesend war. Dazu zählen Capture the flag, Ultimate Frisbee, Fußball und noch einiges mehr. Neben körperlichen Aktivitäten wurde auch der Intellekt gefördert. Ein Schachfeld stand immer bereit. An einem Abend wurde eine Gedächtnistechnik gezeigt. Bei einem politischen Disput wurde mit Rücksicht auf alle anderen diskutiert. Ich bot Speed-reading als KüA an. Lachyoga/Lachmeditation wurde häufig praktiziert. Kalligraphie und Gemälde verzierten die Räume. Mathematisch interessierte Teilnehmer hatten in direkt zwei Angeboten einen Platz. Im anliegenden See wurde auch geschwommen und gerudert. Außerdem wurde ein Seerundgang und Joggen angeboten. Abends wurden auch alle möglichen Formen von Gesellschaftsspielen gespielt. Wer andere nach dem am Ende auftretenden Schlafmangel trotzdem wecken wollte, der konnte dies in dem Weck-Angebot erledigen. Alles wurde irgendwann gemacht. Ein Tag während der Akademie war ein Exkursionstag. Hier hatte man die Auswahl zwischen 5 Angeboten. Darunter Wandern, Kanufahren, Museen und eine Imkerei besuchen. Diese besuchte ich. Am Anfang wurde allgemein etwas über das Imkern erzählt. Dann fuhren wir zu den Bienenstöcken. Hier konnten wir die Bienenwaben in die Hand nehmen, wobei der Imker auch die einzelnen Bienen mit der Hand wegnahm. Die Larven und den Honig konnten wir so sehr leicht mit ca. 20-30 cm Entfernung von unserem Gesicht sehen. Obwohl die Bienen von den Waben gefegt wurden und bestimmt mehrere hunderte Bienen in der Luft herumschwirrten wurde keine Person gestochen. Ich hatte teilweise sogar 5 Bienen auf einem Bein sitzen. Keiner hatte mehr Angst vor Bienen. Die Waben wurden anschließend ohne Bienen zum Imkergebäude gefahren. Hier durften wir die Waben entdeckeln und schleudern. Dabei sind bestimmt 8 Liter Honig entstanden. Den Honig und die Wabendeckel haben wir auch durchgängig verzehrt. Nach der Exkursion sind wir alle in einem Badesee geschwommen. Die Angebote waren so vielseitig, dass man leider nicht zu allem gehen konnte.

Eines der besten Aspekte der Akademie ist die wunderbare Atmosphäre. Alle erzählten, dass die Zeit einerseits gefühlt im Nu um war, da jeder Tag geregelt war, obwohl jeder Tag auch etwas Neues beinhaltete. Andererseits fühlte es sich so an, als ob wir alle schon ewig auf der Akademie waren, da wir alle auf einer Wellenlänge sind und dies normalerweise selten der Fall ist, weswegen wir uns einerseits viel Privates erzählten und andererseits uns gegenseitig auch sehr gut verstanden. Die tolle Atmosphäre wurde auf Grund verschiedener Aspekte evoziert. Auf der einen Seite waren fast alle schon vor Beginn der Akademie in einer Whatsappgruppe, wo bis zu 1000 Nachrichten pro Tag schnell erreicht wurden. Wir haben täglich weiterhin Kontakt über die App Discord, in der innerhalb der gesamten Gruppe wie beim Telephonieren gesprochen werden kann. Auf der anderen Seite waren wir alle in der gleichen Situation. Das heißt zum Beispiel, dass jeder etwas besonders gut konnte und es anderen mit Freude beigebracht hat und das Projekt ist nicht umsonst ein Begabtenförderungsprojekt, wodurch der Umgang mit Gleichgesinnten relativ neu war und dadurch Akzeptanz, Empathie und Kongruenz herrschte. Vielleicht lag das auch daran, dass Alkoholkonsum strickt verboten war, aber die Personen sind trotzdem sehr nett und interessant. Einige Pärchen fanden sich in der Akademie, außerdem wurden viele Freundschaften geknüpft.

Der Club der Ehemaligen der deutschen Schülerakademien (CdE) ist eine Organisation, in der sich Ehemalige vereinen. Über das Onlineportal erhält man die E-Mail-Adressen von allen Personen. Außerdem kann man sich für andere Akademien bewerben oder später selbst einen Kurs in einer Akademie leiten. Zusätzlich kann man Personen aus der näheren Umgebung anschreiben und sich zum Beispiel für Kinobesuche oder zum Kaffeetrinken treffen. Über den Club oder Whatsappgruppen können auch Nachtreffen organisiert werden. Bei uns ist dies in kleineren Gruppen zu diversen Veranstaltungen, aber wir planen auch ein Treffen in einer Jugendherberge. Über den Club wird auch nach Wohnungen oder ähnliches gefragt und alles was dazu gehört. Das Netzwerk ist sehr vielseitig und interessant. Am Anfang wird man automatisch in den Club aufgenommen und sonst wird ein Unkostenbeitrag in Höhe von ein paar Euro pro Jahr für die Mitgliedschaft verlangt.

Insgesamt ist die Akademie eine unvergessliche Zeit und ein Erlebnis, dass ich jeden weiterempfehlen kann. Ich würde die Akademie retrospektiv auf jeden Fall wieder besuchen. Meine Eltern fragten mich sogar, ob ich mir vorstellen könnte auf ein Internat zu gehen. Ich antworte, dass ich mir das auf jeden Fall vorstellen kann. Mein Kurs passte auch sehr gut zu mir, allerdings ist das „Akademieloch“, von dem viele in unserer Akademie sprachen, das Fehlen der Akademie, wodurch die sonstige Welt relativ fad ist, ein ernstzunehmendes Problem, was allerdings auch für die Akademie spricht.